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6.923 Bytes hinzugefügt ,  17:03, 16. Sep. 2020
=== Die Bogumilen ===
Auf dem Balkan gründete der Gemeindevorsteher Bogumil im Jahre 935 eine Bewegung die ein halbes Jahrtausend Bestand haben sollte - die Bogumilen, was Gottesfreunde bedeutet.Das sich diese Bewegung so schnell ausbreiten konnte, hatte seine Gründe, denn nicht nur die Fürsten und Bojaren, auch die hohen Kleriker stützten sich nach byzantinischem Vorbild auf zahlreiche Privilegien und umfangreichen Grundbesitz.Dies betraf auch viele der orthodoxen Klöster. Die Mönche lebten in BearbeitungSaus und Braus, kleideten sich in prächtige Gewänder, waren von zahlreichen Dienerschaften umgeben, aßen teure Speisen, ritten schöne Pferde und plünderten ihre Untergebenen grausam aus. Die Bauern mussten alle Staatssteuern in Sachwerten abliefern. Zusätzlich legte die Kirche den Bauern beträchtliche Abgaben auf. So war es kein Wunder, dass angesichts dieser Zustände unter der geplagten Landbevölkerung die Menschen offen für neue alternative Lebens- und Glaubensformen waren. Die Bogumilen, auch Gottesfreunde genannt, verbreiteten sich in Bulgarien und in den angrenzenden Ländern, Mazedonien, Serbien und Bosnien. Der Kern ihrer Lehre war, dass der Mensch ohne Vermittlung einer äußeren Instanz oder Institution in ein unmittelbares Verhältnis zu Gott treten kann. Deshalb bauten sie, jedenfalls in der Anfangszeit keine äußeren Kirchen, sondern trafen sich in schlichten Versammlungsräumen.  Man findet heute noch viele der sogenannten Bogumilen-Steine. Grabsteine, die als einzige Zeugnisse an diese Zeit erinnern. Die Bogumilen pflegten keine Rituale oder liturgische Zeremonien. Sie wollten das christliche Leben nicht auf Traditionen, sondern auf spirituelle Erfahrung gründen. Sie trafen sich zu einer feierlichen Tischgemeinschaft nach dem Vorbild des urchristlichen Liebesmahls. Sie kannten keine Priester-Hirarchie, sondern lediglich eine Unterteilung ihrer Anhänger in Vollkommene, Glaubende und Zuhörer. Letztere würde man heute als Sympathisanten bezeichnen, wogegen die Glaubenden Vollmitglieder der bogumilischen Gemeinden waren. Die Vollkommenen zeichneten sich durch eine enthaltsame Lebensweise aus; vor allem aber durch eine natürliche Autorität. Eine Ausstrahlung oder einem Charakter, dem alleine eine innere Entwicklung zugrunde lag.  Die bulgarischen Gottesfreunde, zumindest die Vollkommenen und die Glaubenden unter ihnen, lebten vegetarisch und hatten sich einem friedfertigen Leben verschrieben. Sie wollten das Göttliche, dass in Allem lebt, nicht töten. So wollten sie das kommende Reich des heiligen Geistes vorbereiten. Sie glaubten wie die Urchristen an die Möglichkeit einer Wiederverkörperung der Seele, nicht aber an eine ewige Verdammnis. Sie lehnten das Kruzifix, also die Verehrung des Kreuzes mit dem toten Jesus ab, hinterließen statt dessen aber eine Fülle von Licht- oder Lebenskreuzen ohne Korpus. Das Böse war nach Auffassung der Bogumilen durch den Sturz Satanaels aus dem Himmel entstanden. Aus diesem Engelssturz entstand auch die Materie und der Planet Erde. Weil aber Satanael den Menschen nicht das Leben einhauchen konnte, verlieh Gott jedem Menschen einen Geistfunken aus seinem Licht. Daraus ergibt sich die innere Zwiespältigkeit des Menschen. Äußerlich gehört er der Materie, innerlich Gott an - so der Glaube der Bogumilen.  Weil sie, wie auch andere Gemeinschaften vor ihnen im Alten Testament der Bibel sehr viele Aussagen fanden, die sie mit einem liebenden Gott nicht in Einklang bringen konnten, lehnten auch sie dieses weitgehend ab, erkannten nur die Psalmen und die Bücher von sechs Propheten als von Gott gegeben an, nicht aber bspw. die Bücher, die angeblich von Moses stammen sollen. Diese hielten sie zum größten Teil als vom Teufel inspiriert. Obwohl die Kirche kritische Texte zur Bibel schon viele Jahrhunderte zuvor verketzert und weitgehend ausradiert hatte - z. B. die tiefschürfende Textkritik des Origenes - kamen die Bogumilen unabhängig davon zum gleichen Ergebnis: Das viele Inhalte der Bibel, wie die Todesstrafen, die Aufrufe zum Mord und Völkermord oder Tieropfer und vielem mehr, nicht von Gott stammen können.  Die Lehre und Lebensführung der Bogumilen war in ihrer Schlichtheit und Klarheit nicht nur eine Gefahr für die etablierten Kirchen; für die katolische Kirche ebenso wie die seit 1054 von ihr getrennte orthodoxe Kirche. Diese Bewegung bedrohte auch die feudale staatliche Ordnung, die damals noch auf Ausbeutung und Unterdrückung angelegt war. So kam es das die bogumilische Bewegung im byzantinischem Reich in Bulgarien und Serbien immer wieder verketzert und grausam bekämpft wurde. So lies der byzantinische Kaiser Alexios I. Komnenos, er lebte von 1018 - 1116, den bogumilischen Gemeindevorsteher Basileios an den byzantinischen Hof nach Konstantinopel rufen, angeblich um sein Anhänger zu werden. Doch dann ließ er den Gemeindevorsteher und die angereiste Delegation der Bogumilen von einem Inquisitionsgericht verurteilen und verbrennen.  Trotz aller Verfolgungen verbreitete sich die Lehre der Gottesfreunde weiter. Zum Teil fand sie für einige Jahrzehnte staatlichen Schutz und wurde in einigen Gebieten zeitweise sogar eine Art Staatsreligion. Doch dann wurden die Bogumilen über Jahrhunderte von den Vassallen der römischen Kultkirche ihres Eigentums, ihrer Häuser und Ländereien beraubt und in Gefängnisse geworfen. Viele wurden versklavt, gefoltert und verstümmelt. Vierzehntausend Bogumilen wurden die Augen ausgestochen, nur jedem Hundertsten wurde ein Auge belassen, damit er die übrigen führen konnte. Diese grausame Verstümmelung sollte offenbar eine Verhöhnung der bogumilischen Lehre des inneren Lichtes sein. Bis heute erinnert im heutigen Mazedonien an dieser Stelle ein mittelalterliches orthodoxes Kloster mit dem Namen Vodoca (von "vadi oci", Augen ausreißen) an dieses Verbrechen.  Viele Bogumilen wurden lebendig auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Keines, vom großen Drachen inspirierte Verbrechen wurde ihnen durch die Helfershelfer der Romkirche erspart. Sie wurden bis in die letzten Dörfer in den Bergen verfolgt und ermordet oder wie die katholische Kirche zu sagen pflegt: ausgemerzt. Viele der einfachen Bauern begaben sich jedoch notgedrungen unter türkische Hoheit und nahmen in der Folgezeit den muslimischen Glauben an. Ihre Nachfahren sind die heutigen bosnischen Muslime. Doch die Kirche ahnte selbst, das der im Bogumilentum wieder auferstandene Geist des Urchristentums nicht ausgelöscht werden kann. Alle inquisitorischen Anstrengungen der Kirche gegen diese, von ihr verleumdeten, angeblich schlechten Menschen sind letztlich erfolglos geblieben, denn bereits lange vor dem Ende der Bogumilen auf dem Balkan hatte sich ihre Lehre über ganz Europa verbreitet. Flüchtende Bogumilen setzten von Albanien nach Italien über; andere fanden in der Ukraine und in Russland eine neue Heimat. Doch die Kriminalgeschichte ging weiter ... in Teil 2 ...
Weiter geht es also mit einigen urchristlichen Gemeinschaften, die von der ''Blutspur der Kirche'' gezeichnet waren.  
=== Die Katharer ===

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