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13.552 Bytes hinzugefügt ,  17:35, 6. Okt. 2020
=== Die Brüder und Schwestern des freien Geistes ===
Die Brüder und Schwestern des freien Geistes erlebten Gott als Licht und Kraft in ihrem Inneren und sie wussten, dass es Gottes Odem ist, der jeden Menschen, aber auch jedes Tier, ja jedes Lebewesen, jede Lebensform beatmet. Unter ihnen gab es auch Gottespropheten durch die das unverfälschte Wort Gottes wieder die Menschen erreichte. Für die Priester der Institution Kirche mit ihrem Konstrukt aus Kulten und Dogmen scheint das prophetische Wort, also das direkte Wort von Gott, die größte Gefahr zu sein - denn warum sonst würden hunderttausende Unschuldiger verfolgt, gemartert und ermordet. Der Grund kann eigentlich nur sein: Angst davor das Gottes Wort alles aufdeckt, denn es ist klar und direkt. Angst davor, dass Gott wieder da Gleiche sagen könnte, wie damals durch den Propheten Jesaja und andere Propheten des alten Bundes, als er sagte: "Wie eine Mauer steht eure Schuld zwischen euch und eurem Gott. Wegen eurer Vergehen hat er sich von euch abgewandt und hört euch nicht. An euren Händen klebt Blut. Immerzu plant ihr Böses und brennt darauf es auszuführen. Ihr habt keine Hemmungen, dass Blut unschuldiger Menschen zu vergießen. Wo ihr geht hinterlasst ihr Zerstörung und Verwüstung.Wenn ihr eure Hände ausbreitet, verhülle ich meine Augen vor euch.Wenn ihr auch noch soviel betet, ich höre es nicht. in BearbeitungEure Hände sind voller Blut."
Der französische Gelehrte Almarich von Bena (1140-1206) lehrte, dass Gott in allen Kreaturen lebendig ist und alle Wesen einst zu Gott zurückkehren werden. Papst Innozenz III. verurteilte seine Lehre deshalb als Häresie und Almarich ist bald darauf gestorben, bevor er von den kirchlichen Schergen gefoltert und die Verbrennung auf dem Scheiterhaufen erleben musste. Doch er hatte bis zu diesem Zeitpunkt schon viele Freunde gewonnen. Der Kirchenhistoriker Prof. Walter Nigg schreibt: "Nachdem Almarichs Anhänger in Paris einige Zeit einen kleinen Kreis gebildet hatten, wurde dieser denunziert und musste im Jahr 1209 ein blutiges Ketzergericht über sich ergehen lassen, in welchem eine Anzahl von ihnen dem Scheiterhaufen überantwortet und die anderen mit lebenslänglicher Kerkerhaft bestraft wurden." Almarich von Benas Lehre wurde auf dem Laterankonzil 1215 in Rom offiziell verdammt, seine Gebeine aus dem Grab geholt und in ungeweihter Erde neu verscharrt. Hier handelte die Romkirche einmal mehr nach dem Prinzip, Alles restlos zu beseitigen, was an den Ketzer und seine Botschaft erinnern könnte.
 
Ähnlich erging es den offenen Gemeinschaften der Brüder und Schwestern des freien Geistes im 13. und 14. Jahrhundert, die durch die kirchliche Ausmerzung beinahe in Vergessenheit geraten sind. Sie waren überzeugt, dass jeder Mensch das Licht Gottes in sich trägt, welches er selbst durch das Beschreiten eines mystischen, inneren Weges in sich erwecken kann. An eine angeblich notwenige Heilsvermittlung durch Priester glaubten sie nicht und sie fühlten sich auch sonst an keine kirchliche Autorität gebunden. Die in mehreren Ländern Europas verbreiteten Brüder und Schwestern vom freien Geist waren bis ins 15. Jahrhundert hinein Verfolgungen ausgesetzt - zuletzt 1458 in Mainz. Auch den Mystiker, der unter dem Namen Meister Eckhart bekannt wurde, er lebte von 1260 - 1328, hat man häretische Überzeugungen in der Art der Brüder und Schwestern des freien Geistes verdächtigt und einem langwierigem Inquisitionsprozess unterzogen. Ankläger war Kardinal Fournier, der spätere Papst Benedikt XII.. Eckhart starb vor dem Abschluß des Inquisitionsverfahrens. Papst Johannes der XXII. verurteilte einige seiner Aussagen als Irrlehren und verbot die Verbreitung der sie enthaltenen Werke. Auf die spätmittelalterliche Spiritualität im deutschen und niederländischen Raum hatte Eckharts Gedankengut dennoch beträchtlichen Einfluss.
 
Irrlehren wurden auch der wegen Ketzerei verbrannten Mystikerin [[Margareta Porete]] vorgeworfen - sie lebte von 1250 - 1310. Sie wird dem Umfeld der Brüder und Schwestern vom freien Geist zugerechnet. Sie legte dar, durch welches Verhalten die Seele allmählich Gott näher kommt. Sie betrachtete diesen Weg als eine Rückkehr in einen Ursprungszustand, in dem sich die Seele ursprünglich befand, bevor sie sich von Gott trennte. Um wieder dorthin zu gelangen, müsse sich die Seele von allen Abhängigkeiten befreien, die sie noch in Knechtschaft halten. Margareta bezeichnete Gott, bzw. die mit ihm gleichgesetzte Liebe als den eigentlichen Autor ihres Buches [[''Spiegel der einfachen Seelen'']].
 
Der Aufstieg der Seele ist ein Prozess, der sich in sieben Etappen oder Stufen vollzieht, welche Margareta als ''sieben Seinsweisen im edlen Sein'' bezeichnet. Auf der fünften Stufe erlangt die Seele die Freiheit. Margareta betonte, dass es zwischen der freien Seele und Gott keine Vermittlung braucht, da sie nun unmittelbar in Verbindung stehen. Die freie Seele hat sich dann zwar innerlich von allem was geschaffen ist gelöst, doch bedeutet das keine äußere Abwendung von der Welt. Obwohl Margareta ihre Kirchenkritik zurückhaltend äußerte, hielt sie ganz offenkundig nicht viel von den Priestern und ihrem Absolutheitsanspruch. Als sie sich auch noch weigerte, einer Vorladung der Inquisition Folge zu leisten, wurde sie verhaftet. Nachdem sie schon anderthalb Jahre eingekerkert war, lehnte sie es auch im Inquisitionsverfahren ab, sich vor den Vertretern der Priesterkaste zu rechtfertigen oder zu verteidigen. Die Untersuchungskommission befand daraufhin die Angeklagte der Häresie schuldig und verurteilte sie zum Tode. Als Grund der Hinrichtung wurden theologische Irrtümer, insbesondere hinsichtlich der Eucharistie genannt. Am Pfingstsonntag des Jahres 1310 wurde das Todesurteil verkündet; am Pfingstmontag wurde Margareta auf der Place du Grève in Paris auf dem Scheiterhaufen bei lebendigem Leib verbrannt. Der Generalinquisitor ordnete die Vernichtung aller Exemplare ihres Buches ''Spiegel der einfachen Seelen'' an und verbot seinen Besitz unter Strafe der Exkommnikation.
 
Für die dämonische Kraft, den großen Drachen, muss das Buch ''Spiegel der einfachen Seelen'' eine direkte Bedrohung gewesen sein, denn es zeigte den Weg zu Gott im eigenen Herzen auf - ohne Klerus und ohne Kirche. Das wäre das Gegenteil von dem, was der große Drache und seine Helfershelfer mit den Menschen geplant haben. Er würde die in der Matrix gefangenen Menschen als Energieliefaranten verlieren, wenn sie die geistige Welt als die einzige wahre Realität erkennen und ansteuern würden. Das wäre früher oder später das Aus für den großen Drachen und seine dämonischen Helfershelfer.
 
Die katholische Kirche war sich der Gefahr absolut bewusst, die von dem Buch ''Spiegel der einfachen Seelen'' für sie ausging und betrieb deshalb einen erheblichen Aufwand, alle noch im Umlauf befindlichen Exemplare der Schrift zu finden und zu vernichten und beauftragte damit zunächst den Franziskaner Giovanni de Capistrano. Mit dem Juristen Johannes von Capistranus, er lebte von 1386 - 1456, wurde dann noch ein weiterer Inquisitor der Franziskaner vom Papst vertraut, um noch vorhandene Exemplare, der für die Existenz der Kirche bedrohlichen Schrift aufzuspüren, zu beschlagnahmen und zu vernichten. Capistranos wurde später von der Vatikankirche heilig gesprochen und gilt heute weltweit als Patron aller Rechtsanwälte und Militärseelsorger. Zu seinen Verdiensten für die katholische Kirche gehört auch, dass er Juden öffentlich verbrennen ließ, um dann ihre Kinder katholisch taufen zu lassen. Außerdem rief er zum Kreuzzug gegen die Türken auf und ließ die Hussiten in Böhmen verfolgen. Also offensichtlich mehr als genug Heldentaten, um heilig gesprochen zu werden.
 
Wie Meister Eckhart in Deutschland, gehörte auch Girolamo Savonarola, er lebte von 1452 - 1498, in Italien dem Dominikaner-Orden an. Er war Prior des Klosters San Marco in Florenz und wollte die Institution Kirche von innen her verändern. Nachdem Savonarola Briefe an die europäischen Herrscher schrieb und sie aufforderte, ein Konzil einzuberufen, um Papst Alexander XI. abzusetzen, der offensichtlich durch Ämterkauf an die Macht gekommen war, drohte der Papst der ganzen Stadt Florenz mit dem Kirchenbann. Die Kaufleute fürchteten nun um ihre Geschäfte in Rom. Bürger wurden gegen Savonarola aufgehetzt und Mönche des Klosters wurden verhaftet und im Beisein der Gesanndten des Papstes gefoltert. Savonarola selbst und zwei Mitstreiter wurden 1498 auf dem Marktplatz der Stadt öffentlich gehängt und anschließend verbrannt. Ihre Asche wurde in den Fluß ''Arno'' geworfen.
 
Der bekannte Autor und Theologe Walter Nigg schreibt, das mit Savonarola ein wirklich von Gott gesandter Prophet verbrannt worden ist. Unter der Führung Savonarolas fanden in Florenz bemerkenswerte Veränderungen statt. Die Streitigkeiten zwischen den reichsten Familien und ihren Parteigängern wurden beigelegt und ein drohender Bürgerkrieg verhindert. Streitende versöhnten sich, Reiche gaben Gelder zurück, die sie unrechtmäßig erworben oder unter Ausnutzung einer Notlage mit Wucherzinsen erpresst hatten. Die Reichen und der Mittelstand spendeten für die durch die vorhergegangene brutale Besteuerung verarmte Unterschicht der Tagelöhner und Besitzlosen. Ein Pfandleihhaus wurde eingerichtet, um ärmeren Mitbürgern zinsgünstige Darlehen zu ermöglichen. Die direkten Steuern wurden weitgehend abgeschafft. Stattdessen sollte der Grundbesitz, auch derjenige der Kirchen und Klöster mit einer zehnprozentigen Abgabe belegt werden, was jedoch von der Priesterkaste hintertrieben wurde.
 
Die Angehörigen der Mittelklasse, also Handwerker und Kaufleute, wurden durch die Schaffung eines großen Rats an den politischen Entscheidungen beteiligt. Zuvor hatten die Reichen der Oberschicht alles unter sich ausgemacht. Vor allem aber wandte sich Savonarola gegen die Priesterkaste, gegen die katholischen Priester und Mönche, die vielfach Frauen, Mägde und Kinder vergewaltigten. Sie treiben sich in den Kneipen herum und huldigen mit ihren Bauern dem Spiele. Sie sind dem sodomitischen Laster ergeben, vergewaltigen Frauen und Mägde; ja sogar Kinder. Wer erkennt da nicht eine Parallele zu den aktuell aufgedeckten, massenhaften sexuellen Verbrechen der Priester an Kindern und Jugendlichen weltweit.
 
Auch die zwielichtigen Geldgeschäfte der Institution Kirche prangerte er an. Die Zeremonien die man heute in der Kirche feiert, finden nicht mehr zu Ehren Gottes statt, sondern um des Geldes willen. Alle in der Kirche wollen Einkünfte und Pfründe. Es gibt keine Gnade des heiligen Geistes die man nicht mit Geld erkaufen könnte. Nur die Armen, sie werden ausgepresst, so Savonarola. Gegner warfen Savonarola Fanatismus und Zwang vor. Liest man jedoch seine Predigten, die zum Teil bis heute erhalten sind, so findet man nichts derartiges. Im Gegegnteil, er predigte, dass das asketische Leben eines Mönches nicht das Vorbild für einen Christen sein sollte. Jeder soll soviel besitzen, dass er gut davon leben kann und darüber hinaus. Auch schöne Kleider soll der Mensch nicht verteufeln, denn wenn er eines Tages Verantwortung in der Öffentlichkeit übernehmen wolle, so soll er sich auch standesgemäß kleiden können; so sinngemäß seine Predigerworte.
 
Während der Papst in Rom begann, mit dem ersten geraubten Gold aus Amerika die Decke der Papstkirche Santa Maria Maggiore zu verzieren und der millionenfache Völkermord der katholischen Eroberer an den Indianern immer grausamere Züge annahm, rief der Mönch Savonarola in Florenz offen dazu auf, all die überflüssigen Kelche und Kreuze aus Gold und Silber einzuschmelzen und den Erlös an die Armen zu verteilen. Der wahre Tempel ist des Christen Herz - so die Devise Savonarolas.
 
Savonarolas Vision war, dass Florenz das neue Jerusalem werden würde, dass als ein leuchtendes Vorbild in die ganze Welt ausstrahlt, wenn die Einwohner von Florenz den Anfang machten und zu leuchtenden Vorbildern eines Lebens nach den göttlichen Geboten würden. Tatsächlich schrieb ein Historiker, dass Florenz selten so glücklich war. Es gab keine Folter und keine Todesurteile mehr. Nicht mehr die Reichen diktierten das Leben - für die Armen wurde gesorgt. Es herrschten Frieden und Freiheit in der Stadt. Das rief unweigerlich den großen Drachen, die giftige Schlange mit seinen Helfershelfern auf den Plan. Wurde hier nicht wieder versucht, die Bergpredigt des Jesus von Nazareth in die Tat umzusetzen, statt sie, wie die meisten Theologen auch heute noch, ins Reich der Utopie zu verbannen?
 
Nicht Frieden soll auf der Erde sein, sondern Hass, Krieg und Tod. Ein Prophet, der die Menschen zum Aufbau eines Friedensreiches ermuntert, statt sie zum Krieg aufzustacheln, war logischerweise alles andere als das, was sich die dämonischen Kräfte wünschten. Das gewaltsame Ende der prophetischen Bewegung besorgte dann auch prompt der Papst selbst. Nachdem Savonarola sich von Papst Alexander XI. nicht zum Kardinal hat befördern lassen wollen und den italienischen Kriegsabsichten gegen Frankreich im Wege stand, beschloß der Pontifex maximus in Rom seine Ausmerzung. Seine Hinrichtung sah Savonarola sieben Jahre zuvor, im Jahr 1491 voraus und er prophezeite: "Die Gottlosen werden zum Heiligtum gehen. Mit Axt und Feuer werden sie die Tore sprengen und verbrennen und die gerechten Männer gefangen nehmen und am Hauptplatz der Stadt verbrennen. Und was das Feuer nicht verzehrt und der Wind nicht fortbläst, wird ins Wasser geworfen" - genau so geschah es.
=== Die Waldenser, Jan Hus und die Hussiten ===

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