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=== Die Paulikianer ===
Wie bereits dargestellt zerschlug die Romkirche im Laufe der Spätantike jede religiöse Strömung, die Anschluss an das frühe Christentum suchte. Seien es die Markioniten, Montanisten, Manichäer oder Origenisten bzw. Arianer. Sie wurden geächtet, enterbt, ausgestoßen und von Land zu Land gehetzt oder gleich ermordet. Immer wieder jedoch entkamen einzelne Gläubige oder ganze Grupen Gruppen den Nachstellungen der sie im Auftrag der Romkirche verfolgenden staatlichen Häscher und sie flüchteten in Nachbarregionen. So bildete sich in Anatolien aus den Versprengten das Volk der Paulikianer. Dazu kamen Flüchtlinge aus Persien - sogenannte Mazdakisten. Sie beriefen sich auf Zarathustra und verkündeten eine Religion der universellen Brüderlichkeit. Jeder Mensch habe in gleicher Weise einen Anspruch auf ein menschenwürdiges Dasein.
Zarathustra lebte fünf Jahrhunderte vor Christus, doch in vieler Hinsicht nahm er Aspekte der Botschaft des Jesus von Nazareth vorweg; auch wenn wie bei fast allen großen Religionsgründern seine Lehre später verfälscht und ebenfalls zu einer ritualisierten äußeren Religion umgewandelt wurde. Da sich die Mazdakisten aber gegen das feudale Ausbeutungssystem der Großgrundbesitzer und auch gegen die Priesterkaste stellten, wurden sie von den persischen Königen verfolgt und hart bekämpft. Das urdemokratische Element der Maszdakisten zeigte sich später auch in der inneren Haltung der Paulikianer. Ihre geistigen Führer lehnten jede Machtausübung ab. Sie bezeichneten sich wie ihre Vorläufer in den frühchristlichen Urgemeinden als Begleiter des Volkes und sie wurden auch vom Volk gewählt. Sie unterschieden sich in Kleidung und Lebensweise nicht von den anderen Gemeindemitgliedern, während die römisch-katholische Kirche für Laien den Gebrauch, den Besitz oder die Lektüre und die Übersetzung der Bibel unter schwerste Strafe stellte und Zuwiderhandlungen durch Tötung, Freiheitsentzug, Zwangsarbeit oder Verbannung der Person ahndete, war bei den Paulikianern jeder Gläubige dazu aufgerufen, selbst das Neue Testament zu lesen und auszulegen und das wahre Christentum in sich zu ergründen.
Die Paulikianer waren jedoch keine reinen Pazifisten wie Jesus von Nazareth, sondern verteidigten sich gegen die zahlreichen Angriffe und Ausrottungsversuche - vor allem des byzantinischem Staates, dessen Kaiser durch die Priesterkaste zur Verfolgung der Andersgläubigen angestiftet wurde. Immer wieder wurden tausende von Paulikianern gesteinigt, verbrannt und geköpft. Die einzelnen Glaubensinhalte der Paulikianer sind nur indirekt überliefert, weil fast nur Berichte ihrer Gegner erhalten geblieben sind. Dies gilt übrigens für die meisten, der von der katholischen Kirche verfolgten Gruppen. Ihre Schriften und alles was die Nachwelt an sie und ihren urchristlichen Glauben erninnern erinnern könnte, wurde vernichtet.
Im 8. Jahrhundert gabe gab es eine Atempause für die verfolgten Paulikianer. Sie unterstützten Kaiser Leo III. in der Frage des Bilderstreits. Wie der Kaiser waren sie der Auffassung, dass der Mensch sich keine Bildnisse von Gott machen oder diese gar verehren oder anbeten sollte. Heiligenverehrung lehnten sie wie alle urchristlichen Gruppierungen ohnehin ab. Im Gegenzug findet man urchristliche Prinzipien in der Politik des Kaisers. Leo III. löste teilweise den Großgrundbesitz auf, befreite die Bauern aus der Leibeigenschaft, gab ihnen Land und schuf Genossenschaften. Die Armen erhielten kostenlose Rechtssprechung Rechtsprechung und die Stellung der Frau wurde erheblich verbessert. Seine Gesetze waren unverkennbar von paulikianischer Ethik geprägt. Hier wurden also Teile der Lehre des Jesus von Nazareth von der Politik umgesetzt. Doch Ende des 8. Jahrhunderts begannen wieder die grausamen Verfolgungen der Paulikianer. Zu dieser Zeit hatten sie aber bereits auf dem Balkan Fuß gefasst. Andere Paulikianer flüchteten an den Euphrat oder über Nordafrika bis nach Frankreich. Ihr Wirken war wiederum der Same für weitere Gemeinschaften, welche zur ursprünglichen christlichen Lehre zurückkehren wollten.
Einen traurigen Höhepunkt erreichte die Verfolgung der Paulikianer im Jahr 843 nachdem die Kaiserin Theodora II. gleich nach ihrem Amtsantritt in Konstantinopel, die Verehrung der heiligen Bilder wieder einführte und die Bekehrung der Paulikianer zum orthodoxen Kirchenglauben befohlen hatte. Einhunderttausend Paulikianer die sich nicht unter die Zucht des Götzen Baal und sein Machtkonglomerat zwingen lassen wollten und ihren Glauben nicht widerriefen, wurden den Chroniken zufolge grausam hingerichtet. So wird berichtet, dass der Vater eines Anführers der Paulikianer gepfählt worden ist. Dabei wird dem Opfer bei lebendigem Leib ein Pfahl durch den ganzen Körper getrieben. Es ist bezeichnnend bezeichnend und sagt viel aus, dass Kaiserin Theodora II., welche den Befehl zur grausamen Massenhinrichtung aller Andersdenkenden gab, bis heute in der orthodoxen Kirche als Heilige verehrt wird. Es scheint heute noch ein Markenzeichen der großen Religionen zu sein, dass man den Mördern Denkmäler aufstellt, Kirchen, Straßen, Plätze und Krankenhäuser nach ihnen benennt, sie heilig spricht und verehrt, während an die Hunderttausende von Opfern wenn überhaupt versteckt eine kleine Tafel erinnert. Nur wenige Überlebende konnte auf den Balkan flüchten, um dort bald darauf einen weiteren Versuch zu unternehmen, dass Urchristentum wieder in die Tat umzusetzen.
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=== Die Bogumilen ===

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